11.07.2011

Von Vergleichen

Die Welt ist übersichtlich und um uns die Orientierung und das Zurechtfinden zu vereinfachen bedient sich unser Gehirn verschiedener Hilfsmittel. Die Wahrnehmung ist eingeschränkt und um Neues besser und effizienter einzuordnen, vergleichen wir.
Das habe auch ich in den letzten Tagen gemacht und denke mittlerweile, dass das ein Grund ist, warum ich so lange brauchte, um hier wirklich anzukommen. Das würde ich nämlich erst heute, also fast einer Woche sagen. Gut, am Anfang stand die lange Anreise und das immer nur kurze Verweilen in Städten und das damit verbundene Weiterreisen und unterwegs sein. Seit Samstag bin ich nun in Yogyakarta (Yogya) und endlich in Indonesien angekommen. Davor flüchtete ich erst aus Jakarta, schien dann in Bandung festzustecken und gelangte mit viel Glück doch noch nach Yogya.
Wie berichtet musste ich, den indonesischen Ferien Tribut zollend, einen ungeplanten Zwischenstopp in Bandung machen. (Die beiden Holländer waren übrigens sehr verschlafen und ich mit Blog schreiben und Reiseführer lesen beschaeftigt.) War ich Anfangs noch ganz optimistisch über diese Entwicklung war das spätestens zwei Stunden nach der Ankunft vorbei, was nicht daran lag, dass ich ab dem Zeitpunkt in der Welt der  Backpacker-Unterkünfte angekommen war.
Als ich mir meiner Weiterfahrt nach Yogya organisieren wollte hieß es am Schalter einfach „ Alle Züge bis Montag Abend ausgebucht!“ Und so teilte ich meinen unfreiwilligen Aufenthalt in Bandung mit anderen Travellern.  Eine weitere Lektion lernte ich dann am Abend: nicht immer zahlt es sich aus den ganzen Tag durch die Stadt wandernd zu verbringen und auch konsequentes und bestimmtes Nachfragen am Bahnhof ist nicht falsch.
Denn als ich am späten Abend zurück man hatte sich eine kleine Gruppe im Empfangsbereich versammelt. Darunter war auch ein deutsches Pärchen, dass ich am Nachmittag noch vom Bahnhof ins Hostel mitgenommen hatte.So erfuhr ich von ihnen, dass es später am Nachmittag plötzlich doch noch möglich war eine Fahrkarte für den nächsten Tag zu bekommen. Ich hatte mich im Laufe des Tages zudem ernsthaft gefragt, was man denn bitte drei Tage dort tun sollte und die Tatsache, dass unter dem Fenster von meinem Zimmer eine Art Latrinenbach entlangfloss und ich so an den Toilettengängen der anderen Gäste akustisch und olfaktorisch teilhaben konnte, erhellte meine Stimmung ob des vermeintlichen Schicksals auch nicht wirklich. Was also tun? Wie schon in Jakarta Stadtflucht betreiben. Nach einer Nacht mit sehr wenig Schlaf, was neben den immer wieder übel anschwellenden Gerüchen auch an einer jede Bewegung verhindernenden, weil man in einem Loch in der Mitte gefangen war, Matratze und einigen wenigen und vielen eingebildeten Ameisen lag.
Wie schon bei meiner zweiten Ankunft und der darauf folgenden Nacht in Bangkok vor 2 1/2 Jahren, war ich auch diesmal froh, dass ich aufstehen und nach draußen konnte.
Und es klappte sogar, meine Fahrkarte für einen winzigen Aufpreis für den gleichen Tag noch umzubuchen und zusammen mit einem holländischen Pärchen (ach ja, ist eigentlich noch ein Holländer zu Hause? Es scheint, als ob die Hälfte der Bevölkerung gerade auf alten Koloniebesuch ist...)machte ich mich dann auf den 8 3/4 h Weg nach Yoga. Mit an Bord ein Kamerateam (nein, nicht aus Holland, sondern Belgien, aber nahe dran, die nicht nur den gesamten Bahnhof sondern auch den Zug unterhielten mit ihren Dreharbeiten.
Meine holländische Reisebegleitung  im Interview mit einem belgischen TV-Team; an Deutschen waren sie nicht interessiert.

Der Weg von Abteil 2 zu Abteil 3 lässt einen Blick auf die Schiene zu.

Glücklich in Yogya angekommen zu sein erschien dann das unvermeidliche Schicksal, während der Hauptsaison und in einheimischen Ferienzeit zu reisen, nicht so schlimm zu sein im Vergleich zur Bandung-Latrinen-Alternative.
Und das es keinen noch so abgelegenen Platz, geschweige denn indonesisches Kaoh San Road -Äquivalent gibt, an dem man nicht bekannte Gesichter trifft, war unsere am Morgen aus Bandung getrennt gestartete Reisegruppe am Abend wieder komplett, so dass jetzt drei Holländer und drei Deutsche Yogya zusammen entdecken. 
Blick über Yogya
Warum dieser Eintrag 'Von Vergleichen' heißt? Nun, das Land ist Thailand und Kambodscha naturgemäß nicht unähnlich, man weiß in etwa was einen erwartet und und wird nicht enttäuscht. Ich glaube darum dass meine Schwierigkeit, so richtig anzukommen also auch damit zu tun haben, dass bisher der Neuheiten-Faktor fehlte, dass das ständig weiterwollen und -müssen gar keine nachhaltigen Eindrücke zuließen. Aber mit Yogya, einem Bier vor einem Supermarkt und einer Fahrradfahrt mit Towil, Merlyn und Sarah durch kleine indonesische Orte sind die Sensoren wieder re-bootet und ich endlich in Indonesien angekommen.

1 Kommentar:

  1. was ist denn mit deinem sprachzentrum passiert? kübersetzt der touchscreen deine gedanken nicht richtig oder stehst du noch ein bißchen neben dir?

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