04.05.2011

Mein tempus quadragesimale

Es wird wieder über Erdlöcher respektive Höhlen gesprochen! Diese kuriosen mystischen Orte, an die Menschen sich scheinbar gerne begeben, wenn man sie nicht finden soll. Auch der gemeine Schoko-Osterhase und das ihm nah verwandte Osterei verstecken sich gerne unter Baumwurzeln, verlassenen Fuchsbauten oder dichten Rhododendronsträuchen.
Damit sind auch schon die zwei wesentlichen Themen dieses Eintrages genannt: Abtauchen und Ostern. Wer mich kennt weiß, dass ich dann und wann  gerne ein Moratorium für meine sozialen Interaktionen und die Kommunikation mit Freunden und Bekannten erkläre.


Dieses Jahr hab ich etwas Besseres gemacht: 1 ½ Monate Ohne (Facebook). Natürlich wird der erste Schritt von vielen Lesern auf mein Profil gehen um zu gucken, ob das denn auch stimmt, was ich hier schreibe – und ich gebe prophylaktisch hier gleich zu Protokoll: ja, ich habe nicht am Aschermittwoch angefangen! Zugegebenermaßen stand am Anfang eher die Abneigung über meine aktuellen Lebensumstände Auskunft zu geben und Banalitäten mit flüchtig Bekannten auszutauschen als ein fester Vorsatz sechs Wochen ohne Facebook zu leben.
Also ging ich erst in den Offline-Chat-Modus und antwortete nur noch sehr sporadisch auf Veranstaltungseinladungen oder Diskussionen in Gruppen. Und dann hab ich mich irgendwann gar nicht mehr eingeloggt. Es war mir relativ egal wer grade wo was gemacht, gegessen, gesehen oder ignoriert hat, wem was gefällt.



Ich habe stattdessen E-Mails geschrieben, wenn ich etwas von jemandem wollte oder sogar angerufen. Gut, das kam nicht signifikant öfter als sonst vor, aber bedeutete mir dann zumindest etwas mehr.
Hab ich etwas verpasst, hat mir etwas gefehlt? Zum Ersten kann ich nichts sagen aber das Zweite kann ich klar verneinen. Obwohl ich eigentlich ein ‚digital native‘ bin kann ich mich auch noch an eine Zeit Ohne erinnern: ohne Handy, ohne Internet, ohne E-Mail. Als man sich persönlich verabredet hat und Partys machte, ohne vorher eine entsprechende Gruppe zu gründen um seine Freunde ganzheitlich zu koordinieren.
Ich fand mein imaginäres Erdloch sehr schön, auch wenn ich erst mittendrin entdeckte, dass ich mich dort hineingesetzt hatte. Empfehlen kann ich es zudem auch – es muss ja nicht immer eine klassische Fastenzeit sein

Die Aktion 7 Wochen Ohne unterscheidet sich vom traditionellen römisch-katholischen Fastengebot: Der Fastenbegriff ist weiter gefasst und wird ausgedehnt auf die Enthaltsamkeit von persönlichen Gewohnheiten, auf Neuordnung des eigenen Alltags, um sich von dessen Zwängen frei zu machen und das eigene Leben neu auf die eigenen inneren Wertvorstellungen (und auf Gott) auszurichten.