19.11.2010

Meine Couch

Als ich meine Wohnung betrat, stieg mir sofort der Geruch von feuchtem Keller in die Nase. Vor drei Wochen war ich nur fünf Tage weg, hatte die Heizung auf dem Mond gelassen.
Hätte ich wohl besser die fünf Tage trotz Abwesenheit die Heizung auf Stufe drei drehen sollen, dem Klima schaden, aber meiner Wohnung und mir etwas Gutes tun sollen - denn: Hinter dem Bett war die Außenwand voller gelber Schimmelsporen. Dem nicht genug: Sie haben sich auf der Unterseite der Matratze ausgebreitet.
Die habe ich also sofort in den Keller gestellt, um sie auf den Sperrmüll zu werfen. Das ist drei Wochen her. Seitdem schlafe ich auf der Couch. Auf meinem Klippan, Zweiercouch, 1,60 Meter breit, die Lehne: zu hoch, um den Kopf darauf zu legen.
Als ich meine Matratze entsorgte, fühlte ich mich richtig wohl. Es war, als sei mir eine Last abgenommen, als hätte ich gebeichtet, als wäre ich endlich frei von etwas, das ich schon lange loswerden wollte.
Sicher, die Couch war nicht sehr bequem, der Körper dankte den Verlust des Betts nicht. Aber der Geist, das Herz.
Dennoch: Letzte Nacht war die letzte Nacht auf der Couch. Ich habe eine alte, na gut, sagen wir: eine sehr alte Matratze von einer Arbeitskollegin bekommen. Sie, die Matratze, ist etwa so weich wie ein Spüli-Schwamm. Ähnlich riecht sie auch.
Wird Zeit, dass ich mich wieder einmal von etwas befreie. Aber vorher kann ich ja eine Nacht drüber schlafen. Mit ausgestreckten Beinen.