26.09.2011

Meine Weisheit des Tages IV


Ich stehe vor einem gordischen Knoten und weit und breit ist kein rettendes Schwert. Was soll man tun, wenn Verstand und Gefühl wie Wasser und Fett ohne Emulgator sind? Wenn das Über-Ich das Ich nicht auf seine Seite ziehen kann und das Es sich wohlig von der Körpermitte aus verbreitet?
Erlaubt man sich dieses Oxytocinhoch unter der Bedingung der Ferne? Oder verzichtet man um den Preis zwischenmenschlicher Entfremdung?
Wo ist die Toilette auf dem Dach, wenn man sie braucht?

Meine Weisheit des Tages ist darum: machmal ist die richtige Frage schon die Antwort.

24.09.2011

Mein Blick zurück

Seit einiger Zeit schon rauscht es in den Musikblogs rund um den Globus. Neben den üblichen Hypes um das 'Next Big Thing', den Diskussionen um die Zersplitterung der Popmusik und den im larmoyanten Ton vorgetragenen Abgesängen auf die Musikwirtschaft, herrscht, zumindest soweit ich es überschauen kann, eine einhellige Meinung: ist es wirklich schon 20 Jahre her, dass es etwas wirklich Neues gab? Und: Du weißt, dass du alt wirst.

Heute vor 20 Jahren veröffentlichten Nirvana 'Nevermind'. Eine Platte, die die (Musik)Welt verändert hat, deren Einflüsse und Bedeutung mit der von zum Beispiel Pink Floyds 'Dark Side of the Moon', Miles Davies 'Kind Of Blue', Led Zeppelins 'Led Zeppelin' oder 'St. Peppers Lonley Hearts Club Band' von den Beatles gleichzusetzen ist.
Für mich steht dieses Album in meiner Bestenliste ganz oben, denn es war die erste richtige Platte, die ich mir selber gekauft hab. Ich war 13 alt, auf Klassenfahrt in Potsdam und hatte keine Ahnung von Musik oder von irgendwas. In meiner Welt war wichtig, welches Mädchen Steven gut fand, oder ob Steffen auf dem 'Ja -Nein- Vielleicht'-Zettel 'Ja' ankreuzte.
Warum ich Nevermind kaufte weiß ich heute nicht mehr. Und ich kann auch zugeben, dass es mir zwar gefiel, der Weg zu so etwas wie Musikgeschmack aber noch sehr lang war.
Warum das Album großartig ist, wofür es stand und steht und warum es danach eigentlich nicht mehr besser wurde im Musikbusiness - das wurde zu oft und treffend bereist gesagt und geschrieben.
Ich möchte heute nur auf das Spin-Magazin verweisen, die zum Jubiläum das Tribute Album 'Newermind' mit so illustren Gästen wie Amanda Palmer, Titus Andronicus, Telekinesis und EMA gegen eine E-Mail Adresse auf ihrer Seite zum freien Download anbieten.

Und auch der 'Lo-Fi-Dude' Porcelain Raft aus London liefert eine hörenswerte Version von 'Come As You Are' Porcelain Raft - Come As You Are

Herunterladen kann man den Track via disco naïveté .

18.09.2011

Mein Sommerende


Der Blick aus den trüben Fenstern in den noch trüberen Berliner Septemberhimmel zeigt deutlich: Der Herbst kommt, der Sommer geht vorbei.
Jetzt fragt sich der Daheimgebliebene natürlich "Welcher Sommer?", aber um diese wettersemantischen Spitzfindigkeiten soll es hier nicht gehen, sondern um das Gefühl. Jawohl, es ist keine Freud'sche Fehlleistung dass hier Gefühl steht!
Mein Gefühl sagt mir, dass es Zeit wird, in den Melancholiemodus zu wechseln. Aber hab ich ihn eigentlich seit dem grauen Winter 2010/11 wirklich verlassen? So richtig nicht. Jedenfalls nicht, in der Zeit, die ich in Berlin war. Liegt es also an der Stadt, dass der Blick auf die letzten sieben Monate so deprimierend ausfällt? Wirkt Berlin wie Prozium auf mich?
Oder besser gefragt: wo sind all die schönen Momente geblieben, die der Unerträglichkeit des Seins Leichtigkeit verleihen? Wenn ich mein Teebeutelorakel dazu befrage sagt es mir "Glück ist ein Geburtsrecht". So ein Unfug -  Glück ist vielmehr eine Entscheidung.
Ich entschließe mich ab demnächst glücklich zu sein.
Bis dahin unterstütze ich den Modus mit der Musik von Goldmund.


Goldmund "The Malady of Elegance" (2010) auf Type.

08.09.2011

Meine Woche

7 Tage sind 168 Stunden sind 10.080 Minuten sind 604.800 Sekunden sind eine Woche.
Ich bin heute erst bei Tag 5, bei 120 Stunden, bei 7.200 Minuten, bei 432.000 Sekunden...und würde am liebsten die Gardinen zuziehen, mich in meinem Winterbett verkriechen, 'The Notebook' gucken und nie nie wieder nach draußen müssen. Jedenfalls nicht für die nächsten 2 Tage, die nächsten 48 Stunden, die nächsten 2.880 Minuten, die nächsten 172.800 Sekunden.
Das geht alles nur leider nicht, weil in diesen grandiosen letzten Tagen meine Gardinenstange zur Hälfte von der Wand gefallen ist, mein dickes Flauschebett vakuumiert irgendwo ganz weit oben in der Abstellkammer verschollen ist, ich 'The Notebook' in einem Formatierungsanfall ausversehen gelöscht und Termine mit der Außenwelt habe.

Ohne philosophisch, pathetisch und/oder fatalistisch zu werden: manchmal geht es einfach nicht, das Leben und ich. Dann spaltet sich in mir ein Teil ab, multipliziert sich und ich stehe neben meinen Persönlichkeitsfragmenten, sehe sie in einer unbequemen Klarheit und sehne mich noch mehr nach meiner Winterdecke.

Mit Abstand betrachtet sieht man mehr, sieht man genauer und sieht man zuviel: Ich will mich nicht sehen müssen, wie ich wieder pubertäre Verhaltensweisen zelebriere. Auch finde ich mein Ich, dass in 5 Tagen 3x Laufen geht und es genießt erschreckend, weil es meinem faulen Gesamt-Ich vorführt, wie bequem es geworden bin. Ich will auch nicht meinem depressiven Ich, dass es kaum schafft, morgens aufzustehen, dabei zusehen, wie es mich wieder in eine (an)teilnahmslose Hülle verwandelt.

Ich möchte gerne durchschlafen, ich möchte gerne aufwachen und glücklich sein. Ich möchte, dass diese Woche endlich vorbei ist.