03.07.2009

Von globalisierter Trauer

Mein dritter Tag in der vermeintlichen Hauptstadt der Welt geht zu Ende und bei näherer Betrachtung ist der 'melting pot' der Kulturen auch ein Schmelztiegel meiner bisherigen Reiseerlebnisse: meine Füße schmerzen wie während eines Rom-Aufenthaltes, wie in Bangkok bietet sich mit jedem verlassen des Hostels ein anderer Eindruck der Stadt, wie in Kambodscha treffe ich jeden Tag neue Menschen aus der ganzen Welt, wie in Florenz muss ich feststellen, dass es angenehmer ist, sich sein Zimmer mit Männern denn mit Frauen zu teilen. Wie zu Hause fühl ich mich, wenn ich im Bett liegend, aus dem Fenster schaue und eine mit Efeu bewachsene Hauswand sehe.
Alles also altbekannt und nichts neues? Mitnichten! Es ist nicht nur die die pure Größe der Stadt, sondern auch ihr Tempo die mich beeindrucken. Vor allem hinterlassen ihre Bewohner Eindruck. In Harlem findet das Leben scheinbar noch auf der Straße statt - ganze Familien sitzen auf den Bürgersteigen, es wird Schach gespielt, Springseil gesprungen, musiziert und gelebt. In Downtown Manhatten hetzen Anzugträger genervt an einem vorbei, stehen die Raucher wie Ausgestoßene neben den Hauseingängen und ziehen hastig an ihrer Zigarette, im Trump-Tower herrscht der schlechte Geschmack in Form von rosa Marmor. Aber eins eint die Stadt in diesen Tagen: die Trauer um Michael Jackson. Während es in keinem der von mir auf der 5th Avenue aufgesuchten Plattenläden (und es waren nicht wenige) noch eine CD von Jackson zu finden war 
wird in Harlem dem 'King of Pop' sehr viel unvermittelter gedacht: aus den vorbeifahrenden Autos dringt ausschließlich seine Musik, vor dem Apollo Theater wird seit Tagen alles mit Widmungen und Liebesbekundigen beschrieben, was beschreibbar ist.
Gestern (ver)sammelten sich seit den frühen Morgenstunden Fans vor dem Theater um am Abend an einer memorial-Veranstaltung zu seinen Ehren teilzunehmen.
Überall sieht man Banner wie diesen mit denen die New Yorker ihre (wiedergefundene) Liebe zu Michael Jackson ausdrücken.
Und während sie in alten Gefühlen schwelgen, gebe ich mich einer neuen Leidenschaft hin: New York.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen