12.07.2009

Mein Respekt

In den letzten zwei Wochen gab es DAS eine Thema - Agenda Setting at its best.
Und so sehr ich mich auch globalisierter Nachrichtenkonformität entziehen möchte, es war mir nicht möglich. Natürlich geht es um Michael Jackson. Und war ich am Anfang ein wenig verwirrt ob seines plötzlichen Ablebens und meiner einsetzenden Sentimentalität (schließlich war 'Black or White' am Anfang meiner MixTape Verusche immer mit dabei, denn die NDR2-Hitparade spielte es ständig), war ich doch auch genauso schnell genervt von dem Hype, der auf einmal alle Medien erfasste. Plötzlich war er der Gutmensch, der Philanthrop schlechthin. Wurde noch eine Woche vorher höhnisch über seine Versuche einer Abschiedstournee gelästert, war er mit dem Moment seines Todes nur noch der 'King of Pop'.
Falsche Medienschlangen, dachte ich mir (und sah dann doch die ein oder andere Dokumentation über ihn und schwelgte währenddessen mit meiner Schwester in Kindheitserinnerungen).
Dann, knapp eine Woche nach seinem Tod, kam ich in New York an und begann ganz langsam zu verstehen, warum es auf einmal diesen Hyper-Hype gab. Mein Hostel lag in Harlem, nur vier Blocks von dem legendären Apollo-Theater entfernt. Davor waren Devotionalienverkäufer dabei, das Geschäft ihres Lebens zu machen. Aber das änderte nicht meine Einstellung.
Vielmehr geschah dies im Alltäglichen, also bei Einkäufen und beim Essen. An den Kassen standen fast ausschließlich Afro- oder Lateinamerikaner (abgesehen natürlich von den feinen Läden auf der 5th oder Park Avenue). Bei Subway, Starbucks, Dunkin' Donuts etc. dasselbe Bild: keine Weißen an den Kassen. Die trashy jobs werden nicht vom weißen Amerikaner ausgeführt.
Nun ist es aber so, dass mit Michael Jackson der erste schwarze Künstler in allen Bevölkerungs- und Einkommensschichten Erfolg hatte, dass er sogar der erste WeltsuperÜberstar war und damit der Black Community ein neues Selbstbewusstsein vermittelte: man war jemand, denn schließlich kam dieser geniale Musiker aus ihren Reihen, war einer von ihnen. Ich denke mittlerweile, dass es ohne Michael Jackson heute noch viel ausgeprägteren Rassismus in den Staaten geben würde und dass die Nicht-Weiße Community mit ihm ihr Idol verloren hat.
Darum zolle ich meinen Respekt und sehe dem Medienhype etwas besänftigter, denn sie ehren einen Mann, der es schaffte, Grenzen einzureißen und Menschen auf die schönste Art miteinander zu verbinden: durch Musik.

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