29.12.2008

Meine Offenbarungen

Nur noch einige Stunden und auch 2008 kann abgeheftet und archiviert werden. Höchste Zeit also für einen persönlichen Blick zurück. Das könnte auf keinem besseren Weg als dem der Musik geschehen.

Natürlich waren es viel zu viele großartige Bands, die ich dieses Jahr neu kennenlernen durfte, zu viele Alben, die mich begeisterten und unzählige Mp3's, die mich entzückt im Stuhl auf und ab hüpfen ließen.
Ich möchte mich darum nur auf meine drei Alben des Jahres beschränken.

Erst sehr spät, genauer gesagt vor drei Wochen, entdeckt: ich lag schon im Bett und hörte nur noch mit einem Ohr dem Nachtclub zu, als die betörend schönen Stimmen der Unthank-Schwestern erklangen. Zwei Tage später hatte ich diese Offenbarung im CD-Player und dort blieb sie auch für die nächste Zeit. Immer wieder ließ ich mich von den magisch-faszinierenden Klängen in eine Welt entführen, die irgendwo zwischen Braveheart und Lang lebe Ned Devine! zu finden ist, deren Atmosphäre, meist düster und traurig, immer wieder harmonisch gebrochen wird. Die 15 Tracks auf dem Album sind überwiegend Neubearbeitung englischer Folk-Balladen und Traditionals, die vom Leben, der Liebe und dem Tod erzählen. Selbstbewusst singen sie in einem englischen Akzent, der so wunderbare Zeilen wie "The kye’s come yem, but I see not me hinny“ hervorbringt. Und wie ein Rezensent von Crazewire schrieb: "Was auch immer das bedeuten mag, man möchte es auf der Stelle auf sein Kopfkissen sticken."



Portishead 'Third'

Ungläubig wie wohl alle hörte ich die ersten Gerüchte über ein neues Portishead-Album. Ich muss gestehen, das zweite Album mochte ich 'nur', dass erste war irgendwo im Dunstkreis meiner Jugenderinnerungen verschollen.
Dann kamen die ersten Rezensionen, mal verhalten, mal euphorisch. Die ersten Töne von 'Machine Gun' ließen mich panisch am Lautstärkeregler drehen, hatte ich doch aus Gewohnheit gleich mal ein wenig lauter gemacht.
Das erste Hören ließ mich ratlos zurück. Es war April und die Welt sah noch nicht so düster und Finanzkrisenbedroht aus wie heute. Das Album hatte eine Inkubationszeit von etwa 10 Durchläufen, dann begann es mich zu faszinieren. Einen Tag verbrachte ich allein damit 'The Rip' immer und immer wieder zu hören...Oh Miss Gibbons, nie ließ ihre Stimme die Welt fragiler und bedrohter erscheinen.
Jetzt, am Ende des Jahres scheint 'Third' wie eine wahr gewordene Vision der Apokalypse.



Elbow 'The Seldom Seen Kid'

Mercury-Prize


Muss man mehr sagen? Eigentlich nicht, aber diese großartige Band verdient jedes Wort, dass über ihr außergewöhnliches, großartiges Album geschrieben wird. Es ist nahezu alles perfekt auf dieser Platte. Die Texte könnten quasi direkt neben Rachel Unthank gestickt werden:

'There´s a hole in my neighbourhood / down which of late I cannot help but fall' (Grounds for Divorce)

'We took the town to town last night/ We kissed like we invented it' (Mirroball)

'I think when he's drinking he's drowning some riot/ What is my friend trying to hide?/ ... And it's breaking my heart to pull out the rain/ Brother of mine, don't run with those fuckers' (Some Riot)

Elbow haben ein so wunderbares Werk geschaffen, dass mir die Worte fehlen um auszudrücken, wie schön es ist, wie es mich berührt und bewegt hat. Nur so viel: es ist seit Mai auf meinem 1G iPod.

Wenn 'The Bairns' eine Offenbarung und 'Third' eine überwältigende Vision war, dann ist 'The Seldom Seen Kid' eine Seelenmesse, eine vertonte Tragödie Shakespearsen Ausmaßes.

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