10.05.2009

Mein Mut zur Intoleranz

Ein Freund schrieb vor kurzem über seine Toleranzgrenze. Das erinnerte mich an ein Kamingespräch, das ich vor einem Jahr führte. Ein mir an Lebenserfahrung weit überlegener Mann erläuterte, warum er nicht tolerant sei. Ihm zufolge müsse jemand, der von sich behauptet tolerant zu sein auch Toleranz gegenüber Nazis und Faschischten, radikalen Islamisten und Christen etc. pp. üben. Dazu sah er sich nicht in der Lage, ergo sei er intolerant.
Mir gefiel dieses Argument und als ich den Blog-Eintrag jenes besagten Freundes las musste ich sofort daran denken, dass es eigentlich unmöglich ist, tolerant zu sein.

Ein wenig Wanken in meine Übezeugung brachte dann die "Erklärung der Prinzipien der Toleranz". War ich viel zu intolerant gegenüber der Toleranz gewesen?
"Toleranz", heißt es dort, "bedeutet Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt, unserer Ausdrucksformen und Gestaltungsweisen unseres Menschseins in all ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt."
Toleranz sei explizit nicht,"das Tolerieren sozialen Unrechts noch die Aufgabe oder Schwächung der eigenen Überzeugungen."

Wie aber soll ich Dinge aktzeptieren, die ich nicht tolerieren kann? Toleranz ist, nach Herbert Marcuse, letztlich nur ein parteiliches, subversives Mittel, ein Selbstzweck, der eine äquivalente Gesellschaft eher verhindert als sie zu befördern.

Das lässt mich wieder felsenfest auf dem Sockel meiner Überzeugung stehen.

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