15.04.2009

Mein Reisefieber

Nun bin ich also wieder zu Hause angekommen - fast zehn Wochen war ich unterwegs. Zwischendurch kehrte ich zwar für 14 Tage ins kalte Lüneburg zurück, aber das war nur ein kleiner, notwendiger Zwischenstopp, um endlich mein Studium abzuschließen.
Dann wurde der Rucksack wieder gepackt und es ging in die Weiten der Welt: nach Rom. Zur Sonne, zu Giolitti, nach Trastevere - und zu einem Erdbeben.

Bevor das terremoto mich und meine Familie aus dem Schlaf riss (außer meine Cousine - die allerdings auch kurz vor ihrer Medizin-Examensprüfung steht und dementsprechend auch in einer ganz anderen Welt lebt, in der ein Erdstoss nicht ausreicht, um den wertvollen Schlaf zu unterbrechen) manifestierten sich zwei Gedanken: 1.) ich brauche nur Sonne und guten Café und jeder Ort der Welt ist schön 2.) am schönsten ist es, dort die Hälfte der Zeit alleine zu verbringen.

Besonders die zweite Einsicht beschäftigt mich nachhaltig. Mich haben 6 1/2 Jahre alleine leben zu einem größeren Sozialphobiker werden lassen, als bisher angenommen. Jede Gruppe, größer als drei Personen, ertrage ich nur noch für einen begrenzten Zeitraum. Maximal drei Tage, noch kürzer, wenn es auch so ausgeprägte Persönlichkeiten sind wie ich.

Ich bin nicht stolz darauf, aber der erste Schritt zur Besserung ist ja bekanntlich die Einsicht.

Und was ist die beste Therapie? Ab unter Menschen natürlich. Und damit kommen wir wieder zum Anfang - zu meinem Reise- und Sonnenfieber.
Es kribbelt in mir; stetig und an Intensität zunehmend. Ich will nicht hier bleiben, ich will wieder in die Welt und sehen, was ich noch nicht gesehen habe. Essen, was ich noch nie geschmeckt habe. Und vor allem will ich wieder gelassener sein. Denn, sei es die Sonne, sei es das Fehlen von grimmigen, überernsten Deutschen - während meiner Zeit in Kambodscha und Thailand war meine Sozialphobie weniger ausgeprägt, war mein Gesicht fast immer von einem stillen, glücklichen Lächeln beseelt und ich war zufrieden, mit dem, was ich hatte. Vor allem merkte ich dort, dass ich vieles, was ich vorher als absolut lebensnotwendig erachtet hatte, gar nicht brauche; dass der ganze angesammelte Besitz zu keinem Zeitpunkt vermisst wurde, sondern die knapp zwölf Kilo Gepäck, die ich mitgenommen hatte, völlig ausreichten.

Vielleicht wird es Zeit für ein paar ernsthafte Veränderungen. Und die Zeit und Umstände passen.
Morgen werd ich mir einen großen Sack nehmen und anfangen, mich von meinem alten Leben Stück für Stück zu verabschieden.
Manchmal muss man eben doch in die Ferne schweifen um sich selbst zu finden.

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